Aktuelles und Presse

21.03.2007

Ruhestätte bepflanzt

BGJ-Agrar gestaltet Russen-Friedhof

jg Neu Tramm. "Bring mal noch ne Karre Boden her!" - "Ich brauch mehr Efeu!" Solche und ähnliche Rufe waren gestern und am Montag an einem Ort zu hören, an dem sonst Stille herrscht: auf dem kleinen Friedhof, auf dem in einem Waldstück bei Neu Tramm sechs russische Zwangsarbeiter in den 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Die 15 jungen Männer, deren Stimmen am Montag und Dienstag das Schweigen jenes Ortes durchbrachen, besuchen in den Berufsbildenden Schulen Lüchow das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) Agrar.
Zusammen mit ihrem Fachlehrer Heinz Riebau haben sie den Friedhof gärtnerisch völlig neu gestaltet, haben den Weg befestigt, Büsche, Efeu, Knüppelkiefern, Rhododendron und Tannen angepflanzt und eine Bank gebaut. Dank des Einsatzes der BGJ-Schüler ist eine würdige Begräbnis- und Gedenkstätte entstanden. Betreut wird der Friedhof sonst von der Samtgemeinde Elbtalaue, berichtet Hans Naumann, Geschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Lüchow. Das Aussehen der Ruhestätte sei aber allzu schlicht gewesen. Seitens des Volksbundes habe man sich eine angemessene Bepflanzung gewünscht, wie sie ja auch durch das Gräbergesetz vorgeschrieben sei. Zwar habe sich der Volksbund um Paten für den Friedhof bemüht, aber bislang ohne Erfolg. Erfolgreich dagegen war die Kontaktaufnahme mit den Berufsbildenden Schulen, freut sich Hans Naumann. Die jungen Leute vom BGJ Agrar und ihr Lehrer waren sogleich bereit, ihre gärtnerischen Fähigkeiten auf dem Friedhof in der Praxis zu erproben. Zuvor wurde ein Bepflanzungsplan erstellt, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bestellte das gewünschte Grün - am Montag konnte die Arbeit beginnen. Dem BGJ-Team hat sie Freude gemacht, war gestern Kommentaren der jungen Männer an ihrem Einsatzort zu entnehmen. Viele Menschen wissen gar nicht, wo der Friedhof zu finden ist. Künftig soll ein Schild den Weg dorthin weisen, und direkt an der Ruhestätte, nahe dem dort stehenden Kreuz, soll eine Gedenktafel an die verstorbenen Russen erinnern, kündigt Hans Naumann an. Die sechs Männer, die im Wald begraben liegen, waren aus ihrer Heimat von Deutschen verschleppt worden und mussten im Kasernenrundling arbeiten, vermutlich am Rande der "Wunderwaffen-Produktion": Im getarnten Kasernement wurden Flugbomben vom Typ V 1 gefertigt. Die sechs Russen, so Hans Naumann, sind wahrscheinlich an Krankheit gestorben - an Typhus vielleicht oder an Unterernährung.
Hans Naumann bedankte sich gestern bei den BGJ-Schülern und Lehrer Riebau für ihr Engagement. Der Volksbund, so berichtete der Kreisgeschäftsführer, habe gute Erfahrungen mit Schülerinnen und Schülern gemacht - auch bei Sammelaktionen für die Organisation, die sich um die letzten Ruhestätten von Kriegstoten kümmert. Auch in Zukunft soll der gute Kontakt zwischen dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und den hiesigen Schulen gepflegt werden.

Foto dazu von J.Hanpach: (Weitere Bilder dazu!)