Aktuelles und Presse

05.03.2008

„Selbsterklärend und zeitlos“

Theater-AG der BBS Lüchow wagt sich an Endes „Die Spielverderber oder das Erbe der Narren“ heran

bh Lüchow. Die Erbschaft eines geheimnisvollen Verstorbenen vereinigt eine Gesellschaft von Egoisten und Intriganten: neun Erben, eine undurchsichtige Dienerin und einen jungen, gewissenhaften Notar. Das Absurde: Keiner der Angereisten kannte den Toten.
Und obgleich laut Testament nur Solidarität das Erbe retten kann, kämpft jeder gegen jeden - für den größtmöglichen Anteil am vermeintlichen Vermögen. Mit dem zunehmenden Verfall der Moral verändert sich auch das Schloss des Erblassers mehr und mehr zu einem düsteren Ort. Das Schloss befindet sich in der Aula der Berufsbildenden Schulen (BBS) Lüchow. Und die selbstsüchtigen, blassen Gestalten, die am Ende des Stücks „Die Spielverderber oder das Erbe der Narren“ von Michael Ende über die Bühne huschen, sind Mitglieder der Theater-AG der BBS. Faszinierend zu sehen, wie es den jungen Darstellern aus der 11. bis 13. Klasse gelingt, die wesentlich älteren Figuren mit Leben zu füllen. Es ist „das Ergebnis regelmäßiger Theaterproben und der Spaß der Jugendlichen am Schauspiel“, erklärt Ulrike Gröfke. Zusammen mit ihrem Lehrerkollegen Stefan Walgenbach führt sie Regie. Schön auch das sorgfältig ausgestaltete Bühnenbild mit Fotos von BBS-Lehrern in der Ahnengalerie. „Wichtig war uns, ein Stück zu spielen, das selbsterklärend und zeitlos ist“, begründet Stefan Walgenbach die Auswahl. Darüber hinaus sei das Schauspiel witzig geschrieben und spannend. Stark erinnert die Vorlage an viele moderne Horrorfilm-Komödien, nur eben mit dem unverwechselbaren Charme eines Michael Endes. Leichte Unterhaltung vom Feinsten - wäre da nicht der vorgehaltene Spiegel, den man als Zuschauer nur allzu gerne zur Seite schieben möchte.
Dass das Bühnenwerk des Erfolgsautors nie wirklich bekannt wurde, liegt womöglich daran, dass seine Uraufführung an den Frankfurter Bühnen vor mehr als 30 Jahren durch die Kritik fiel. Seit damals hat sich nie wieder ein Berufstheater an den gesellschaftskritischen Stoff herangewagt. Am Montag aber, nach der ersten von drei Schulvorstellungen, gab es zu recht begeisterten Applaus für alle, die die Aufführung ermöglicht haben. Die öffentliche Vorstellung des Stücks ist am morgigen Donnerstag ab 19.30 Uhr in der Aula der BBS Lüchow.