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16.02.2010 EJZ

"Ein neuer Beruf, den kaum einer kennt"

BBS Lüchow: Informationen über NaWaRo-Assistenten

by Lüchow. Die Nachfrage nach Fachleuten mit Wissen in Sachen nachwachsender Rohstoffe kam von den Unternehmen. Und deshalb machten die Berufsbildenden Schulen (BBS) in Gifhorn vor vier Jahren eine neue Berufsfachschule (BFS) auf, in der sich junge Leute mit gutem Realschulabschluss zum/ zur staatlich geprüften Assistenten/Assistentin für die Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe (NaWaRo) ausbilden lassen können.

An diesen Schulversuch hat sich die Lüchow-Dannenberger BBS vor zwei Jahren drangehängt. Die Gifhorner haben bereits zwei Jahrgänge aus der Schule entlassen - das Interesse übersteigt mittlerweile die Zahl der Schulplätze - in Lüchow schließt der erste und bislang einzige Jahrgang mit 22 Schülerinnen und Schülern in diesem Sommer ab. Um die Zukunftsperspektiven dieses Berufes und um Ansprüche der Praxis ging es am Freitag in der letzten Veranstaltung im Rahmen der Ausbildungswoche. Dazu war von den BBS Gifhorn Klaus Krauth in die Lüchower BBS gekommen.

Von den bislang etwas mehr als 40 Absolventen in Gifhorn, so berichtete Klaus Krauth, ist bislang keiner direkt in einen NaWaRo-Betrieb gewechselt. Weil mit der Ausbildung zugleich auch die Fachhochschulreife erworben werden kann, hätten sich die meisten für ein Studium entschieden. Mit der Fachhochschule in Hannover gebe es Vereinbarungen, Teile der schulischen Ausbildung auf das Studium anzurechnen. Andere hätten eine weitere betriebliche Ausbildung drangehängt, dabei seien ihre Vorkenntnisse in Sachen NaWaRo auch entscheidend gewesen, so Krauth. Er spricht von einem "Akzeptanz-Problem" in den Betrieben, Lüchows Schulleiterin Ilka Burkhardt-Liebig erklärt es damit, dass es "einen neuen Beruf gibt, den alle anderen noch nicht kennen", es brauche noch einigen Kraftaufwand, um ihn zu etablieren.

Nach Manfred Ebeling vom Regionalverband Biogas braucht es noch mehr, nämlich einen veränderten Lehrplan. Biogas-Anlagenbauer- und -betreiber suchten Mitarbeiter, können sie auch bezahlen, aber er sehe auf Grund seiner Erfahrungen mit Praktikanten bislang nicht, dass diese nach dem Abschluss an der BFS NaWaRo auch eine Biogasanlage führen und anfahren könnten. Dazu brauche es dann doch mehr. Deshalb sei es auch gut, dass die Schule zur Fachhochschulreife führe, so dass ein Studium möglich werde. Burkhardt-Liebig und Dr. Hergen Scheck, der den anspruchsvollen Ausbildungsgang an der Lüchower BBS vorstellte - Eingangsvoraussetzungen sind technisch-naturwissenschaftliches Interesse und gute Kenntnisse in Mathematik - verwiesen darauf, dass die Assistenten-Ausbildung bewusst breit angelegt sei, im Gegensatz zu einer spezielleren Fachkraft-Ausbildung. Es sei Wunsch der Schule, enger mit den Betrieben zusammenzuarbeiten, und das Berufsbild zu schärfen. Ebeling schlug vor, dass die BBS auch mit der Akademie für Erneuerbare Energien zusammenarbeiten solle - dort gebe es nämlich auch noch kein Labor für Verfahrenstechnik.

Unterstützung wird die BBS durch das neue Job-Starter-Projekt erhalten, das die Samtgemeinde Lüchow - Träger des im Sommer auslaufenden Ausbildungsnetzes - an Land gezogen hat. Das Projekt "ENERGO Lüchow-Dannenberg" soll für drei Jahre die regionale Ausbildungsstruktur entwickeln und stabilisieren, Kooperationen auftun, Übergänge in die duale Ausbildung aufzeigen, Betriebe ansprechen und informieren. Wenn am Ende dann auch Schüler von außen für die NaWaRo-Ausbildung gewonnen würde, trage das auch zur Stabilisierung der BBS bei, so Stefan Gadegast und Birgit Körschner vom Ausbildungsnetz. Der Schulversuch "NaWaRo" in Gifhorn und Lüchow läuft zunächst bis 2012. Ilka Burkhardt-Liebig geht davon aus, dass er weiter genehmigt werde. Dass Land müsse entscheiden, ob er nur an den Schulen in Gifhorn und Lüchow oder dann auch grundsätzlich an allen Berufsbildenden Schulen im Lande angeboten werden könne.