Aktuelles und Presse

18.06.2010

Abschlussfeier I: Die gesamte Palette

Berufsbildende Schulen Lüchow verabschieden Absolventinnen und Absolventen

ab Lüchow. Wer heutzutage seinen beruflichen Abschluss in der Tasche hat, darf sich glücklich schätzen. Doch spielen auch höherwertige schulische Abschlüsse eine zunehmend größer werdende Rolle.

Da erwiesen sich die Berufsbildenden Schulen (BBS) für viele Schülerinnen und Schüler als Chance, "die in den allgemeinbildenden Schulen nicht erreichten Abschlüsse zu erwerben und damit bessere Berufschancen wahrnehmen zu können, und das betrifft die gesamte Palette schulischer Abschlüsse - vom Hochschulabschluss bis zur Hochschulreife", machte gestern die Leiterin der BBS Lüchow, Ilka Burkhardt-Liebig, deutlich, als in der Schulaula 105 Absolventinnen und Absolventen ihre Abschlusszeugnisse erhielten. Die Oberstudiendirektorin betonte, dass die nun ehemaligen Schülerinnen und Schüler im handlungsorientierten Unterricht in der Schule und in der praktischen Ausbildung in den kooperierenden Betrieben und sozialen Einrichtungen wesentliche berufliche Handlungskompetenzen erworben und in der staatlichen Abschlusprüfung unter Beweis gestellt hätten. Die Schulleiterin wandte sich an die Absolventen: "Neben einer hohen Fachkompetenz besitzen Sie auch die zunehmend wichtigeren sozialen und methodischen Fähigkeiten ,Lernen zu lernen' - in einer sich ständig wandelnden Berufswelt und größeren Durchlässigkeit im gesamten Bildungssystem über die Berufsausbildung bis hin zum Studium."

Für Lüchow-Dannenberg mit seinen Einwohnern sei es wünschenswert, "dass auch mit diesem Absolventen-Jahrgang wieder viele junge Menschen in dieser Region für Qualität in der Arbeit sorgen", so Oberstudiendirektorin Burkhardt-Liebig. So brauche beispielsweise das Handwerk ausbildungsreife und motivierte junge Menschen in der Ausbildung, die später auch auf die Meisterebene aufrücken können.

Industrie und Wirtschaft suchten aufgrund hoher Ansprüche in den Ausbildungsberufen möglichst viele junge Leute mit hohem Bildungsniveau, Lernfähigkeit und sozialer Kompetenz. Die alten Menschen in Lüchow-Dannenberg verdienten gute Fachkräfte in der Altenhilfe, und für die Jüngsten müssten hervorragende Sozialassistentinnen und -assistenten sowie Erzieherinnen und Erzieher da sein, damit sie ihre Bildungschancen wahrnehmen könnten.

Ilka Burkhardt-Liebigs Resümee: "Eines ist heute schon klar: Wir brauchen junge Menschen, um die Zukunft meistern zu können - hier im Landkreis Lü-chow-Dannenberg und überall in Deutschland."

Angesichts des gestrigen hochsommerlichen Wetters wünschte der Bürgermeister der Samtgemeinde Lüchow (Wendland), Hubert Schwedland, den Absolventen "einen guten Start in den Sommer ihres Lebens". Die Saat, die deren Eltern einst ausgesät hätten, sei nun aufgegangen. Schwedland blieb beim Floralen und sprach vom Verpflanzen an andere Standorte. Auch die Schulabgänger würden nun mit einer sehr schnelllebigen Zeit konfrontiert. Da sei es erforderlich, sich dem Rhythmus der Zeit anzupassen. Sie bräuchten berufliche Ziele, "die Sie vielleicht auch ins Wendland führen".

Die Absolventen hätten "ein ganz wichtiges Fundament für ihr späteres Leben gelegt", meinte Karl-Heinz Schultz, Bürgermeister der Stadt Lüchow: "Sie haben ein bedeutendes Ziel erreicht." Genau das könnten seiner Meinung nach die Politiker auf allen Ebenen derzeit noch nicht von sich behaupten. Der Standort Lüchow-Dannenberg müsse gefestigt werden, um jungen Menschen die besten Berufschancen bieten zu können. Gerade in schulischer Hinsicht aber werde oft aus ideologischer und politischer Motivation heraus argumentiert und entschieden. Wobei die Sachlichkeit und die Berücksichtigung der tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort teilweise außen vor bleibe, krititierte der Bürgermeister.

Bild: Klassenbeste beziehungsweise Klassenbester zu werden, das ist schon ein Erfolg, zu dem auch die Leiterin der BBS, Ilka Burkhardt-Liebig (Dritte von rechts) Jacqueline Andreß, Manuela Bostel, Kathrin Zühlke (von links) sowie (von rechts) Franziska Behn und Richard Heber gratulierte.
Aufn.: A. Blütling

Für Ehrenamt geworben

ab Lüchow. „Wir müssen versuchen, die Rolle von Staat und Bürgergesellschaft sorgfältig zu justieren und neu aufeinander abzustimmen. Die Erfüllung politisch gewollter öffentlicher Aufgaben zu gewährleisten ist und bleibt Aufgabe des Staates. Er muss die Rahmenbedingungen schaffen, unter denen das Zusammenleben aller und das Tätigwerden jedes Einzelnen möglich wird."

Während der gestrigen BBS-Abschlussfeier zitierte Michael Gohlke in seiner Lehrerrede den ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Vor dem Hintergrund der Köhler-Worte „das Tätigwerden jedes Einzelnen“ warb Gohlke für das Ehrenamt: „Wenn man weiß, dass in Deutschland 22 Millionen Menschen ehrenamtlich tätig sind, wird schnell klar, welche riesigen gesellschaftlichen Aufgaben von ihnen bewältigt werden.“ Der Lehrer machte den Absolventinnen und Absolventen Mut, ein in ihren Möglichkeiten liegendes Ehrenamt zu übernehmen. Sie dürften nicht den Fehler machen, sich nicht für genügend qualifiziert zu halten. Sie dürften auch nicht dem heute weit verbreiteten Standpunkt „die da oben machen ja sowieso, was sie wollen, da kann ich gar nichts tun“ verfallen, so Gohlke.

Für ihn sei es eine immer wiederkehrende angenehme Erfahrung, „wie nahe sich die Menschen in Lüchow-Dannenberg sind“, sagte der Lehrer: „Ich will damit nicht sagen, dass hier eine heile Welt existiert, aber das soziale Miteinander ist durch persönliches Kennen geprägt und ermöglicht somit oftmals eine viel persönlichere Lösung von Fragen.“ Michael Gohlke sprach von einem Flechtwerk: „Unser Landkreis ist - um ein Modewort aufzugreifen - in einem hohen Maß vernetzt.“