25.06.2011
Großer Markt der Möglichkeiten
Zweite Halbzeit des Entlassungsmarathons an den Berufsbildenden Schulen Lüchow
ab Lüchow. Die Bundesregierung möge einen Kriterienkatalog für die Anwerbung ausländischer Fachkräfte aufstellen, ist jüngst von Raimund Becker gefordert worden. Es fehle insbesondere an Ingenieuren und Ärzten, so der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit.
"Ingenieure gesucht", heiße es unter anderem im Blätterwald, "egal, welche Zeitung der Leser auch aufschlägt", betonte gestern die Leiterin der Berufsbildenden Schulen (BBS) Lüchow, Ilka Burkhardt-Liebig.
In der deutschen Wirtschaft gebe es derzeit rund 90000 offene Stellen, die wegen des Fachkräftemangels nicht besetzt werden könnten, sagte die Oberstudiendirektorin während der zweiten Halbzeit des BBS-Entlassungsmarathons in der Schulaula: Nach den 117 Fachoberschülern und Fachschülern am Donnerstag (EJZ berichtete) waren nun die 59 Fachgymnasiastinnen und -gymnasiasten mit den Zeugnissen dran. Der Fachkräfte-Engpass bedrohe inzwischen die wirtschaftliche Entwicklung, zitierte Burkhardt-Liebig eine Warnung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. "Die Betriebe brauchen mehr denn je Auszubildende, die sich in anspruchsvollen Berufen ausbilden lassen und 'Karriere mit Lehre' machen."
Die gestern von den BBS verabschiedeten jungen Menschen hätten ein Wissen, das Unternehmen ihren Mitarbeitern in teuren Fortbildungsveranstaltungen mitgäben, "und Sie bringen das Wissen bereits mit - und das umsonst". Abiturientinnen und Abiturienten seien gefragt wie nie zuvor. Auf dem großen Markt der sich ihnen bietenden Berufsmöglichkeiten könnten sie sich ihren Platz geradezu aussuchen oder auch im Engpass des Abiturienten-Doppeljahrgangs in diesem Jahr um einen Studienplatz streiten, war von Ilka Burkhardt-Liebig zu hören. In besonderem Maß würden zudem auch Lehrerinnen und Lehrer gesucht: "Ich weiß nicht, wie das Land diese große Lücke schließen will."
Hinter ihnen und den anderen Absolventen läge kein leichter Schulweg, machten Anna Schlenker und Yannick Krabiell in der obligatorischen Schülerrede deutlich. Einige seien mehr, andere weniger mit der Schulzeit zufrieden, und es seien mehr oder weniger Tränen vergossen worden (Anna Schlenker).
Ihr Mitstreiter am Rednerpult sprach von Gruppenarbeit, die in den vergangenen drei Jahren das Schülerleben geprägt habe. Yannick Krabiell: "Aus Mitschülern sind so Freunde fürs Leben geworden, und auch das Verhältnis zu unseren Lehrern stimmte."
Wenn es um eine Hitparade der beliebtesten Fächer gehe, könne sie aus ihrer Sicht nicht so ohne Weiteres die Nummer eins der Schüler nennen, meinte Mathematik-Lehrerin Andrea Döge-Wotapek augenzwinkernd. Die Wirtschaftsgymnasiasten hätten ihr immer wieder zu verstehen gegeben, dass sie mit Mathe nichts am Hut hätten und dieses Fach nicht liebten. Und sofort hätten sie aufgezählt, "wie viele Generationen in der Familie schon Mathe geradezu gehasst hätten". Dass die Abiturienten nun ihre Zeugnisse in der Tasche hätten, sei schon eine Anerkennung wert. Denn wie jeder nur zu gut wisse, sei das süße Nichtstun doch sehr verlockend.
Lüchows Erster Samtgemeinderat Thomas Raubuch blickte auf seine Schulzeit zurück. Vor 25 Jahren habe er sein Abitur bestanden und dieses Jubiläum nun im Kreis einstiger Mitschüler und Mitschülerinnen gefeiert. Raubuchs humorvoller Rat an die BBS-Absolventinnen und Absolventen: "Schauen Sie sich die Leute, die, wie Sie heute verabschiedet werden, genau an, denn viele von ihnen werden Sie vielleicht in einem Vierteljahrhundert – wenn Sie Wiedersehen feiern – auf den ersten Blick nicht wiedererkennen."
Bild: Glückwünsche für die jahrgangsbesten BBS-Absolventen gab es gestern natürlich auch von Schulleiterin Ilka Burkhardt-Liebig (Dritte von rechts). Über Buchpreise und Blumen freuten sich (von links): Yannick Krabiell, Marcel Scheck und Andreas Preikschat sowie Cindy Schöffel (Zweite von rechts). Den Buchpreis der Nicolas-Born-Stiftung für die beste Note im BBS-Leistungskurs Deutsch nahm Julia Stapelfeldt (rechts) in der Schulaula entgegen. Aufn.: A. Blütling
Heimbucher mit starker Stimme
ab Lüchow. Wenn in Schulen die Absolventinnen und Absolventen verabschiedet werden, wie gestern und vorgestern von den Berufsbildenden Schulen (BBS) Lüchow, wird den Anwesenden immer auch ein kleines Unterhaltungsprogramm geboten. In der BBS-Aula sorgte die Band „LowHanginFruits" (Meike Lübbers, Gerd Weich und Stefan Walgenbach) am Donnerstag mit rockigen Klängen für den musikalischen Part. Am gestrigen Freitag gefiel Barne Heimbucher ganz im Stil eines Rock-und-Folk-Poeten und mit eindrucksvoll-starker Stimme. An beiden Tagen setzte die Theater-AG der BBS (Tanja Viedt, Rebecca Schulze, Sarah Wunderlich und Tristan Meyer) einen Elternabend und die sich daran anschließenden Diskussionen der besorgten Mutter mit ihrer uneinsichtigen Tochter in Szene, die in der Schule aufsässig und „stinkefaul" ist und den Unterricht stört. Versetzung gefährdet.
Bild: Eindrucksvoller Auftritt - Sänger Barne Heimbucher gestern in der BBS-Aula.
Aufn.: A. Blütling