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Die Entwicklung des Berufsschulwesens im Landkreis Lüchow-Dannenberg nach 1945

Überblick über die allgemeine Entwicklung

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Berufsschulwesen unter sehr einfachen Bedingungen neu organisiert. Der Unterricht fand in Volksschulen und anderen öffentlichen Gebäuden „vor Ort“ statt.

An sieben Orten des Landkreises wurde in Gastwirtschaften, Gemeindesälen, Baracken, sowie im Sitzungssaal des Kreishauses unterrichtet.

Diese Dezentralisierung, die überwiegend mit den „schlechten Verkehrsverhältnissen“ begründet wurde, bedeutete für die Lehrer, dass sie per Fahrrad durch den Landkreis zu den verschiedenen Schulstandorten fahren mussten. Bei dieser Art der Beschulung litten natürlich alle Beteiligten sehr unter dem Mangel an Fachlehrern, Räumlichkeiten und Lehrmitteln.

Die rasant steigenden Schülerzahlen, die mit der Verdopplung der Einwohnerzahl des Landkreises durch die Fluchtbewegungen zusammenhing, führte dazu, dass diese zahlreichen dezentralen Provisorien bereits Ende der vierziger Jahre durch eine Zentralisierung in Lüchow aufgelöst wurden.

Mit dem Umzug der Landkreisverwaltung nach Lüchow zog die Berufsschule zunächst in eine Baracke in der ehemaligen Volksküche in Lüchow.

Beispiele zur dezentralen Beschulung

Im Folgenden in paar Schlaglichter zur Entwicklung der dezentralen Berufsschulen. Die teilweise anekdotenhaften Meldungen wurden den entsprechenden Ausgaben der Elbe-Jeetzel-Zeitung entnommen.

Die damaligen Bemühungen um kurze Schulwege erscheinen im Vergleich zur heutigen Zeit sehr fortschrittlich zu sein. Auch wenn der Fortbestand der BBS in Lüchow nicht ernsthaft gefährdet ist, so werden wir durch die aktuellen Erlasse der Kultusbehörden (z. B. Klassenbildungserlass) u. U. gezwungen werden, ganze Berufsfelder und Fachstufen an andere Berufsschulen abzugeben; den Auszubildenden werden dadurch extrem weite Schulwege zugemutet. [Anmerkung des Verfassers].

Dannenberg

Bereits im Februar 1946 wurde beschlossen, eine behelfsmäßige Berufsschule in Dannenberg einzurichten. Der damals selbständige Landkreis Dannenberg wollte den Auszubildenden nicht einen „zu weiten Schulweg“ zumuten, zumal die Verkehrsverhältnisse unmittelbar nach dem Krieg dies auch gar nicht zugelassen hätten.

Die Initiative zur Gründung dieser Schule ging von der Kreishandwerkerschaft aus, wobei der Unterricht, nach den Vorstellungen der Kreishandwerkerschaft, nach „modernen Gesichtspunkten gestaltet werden sollte“ sollte.

Dieses moderne Konzept sah vor, dass nicht nur Berufsschullehrer, sondern auch geeignete Handwerksmeister oder Fachleute aus dem gewerblichen Sektor, den Unterricht gestalten sollten.

Im November 1947 wurde durch den Oberkreisdirektor Scheer die behelfsmäßige Berufsschule eingeweiht.

Während der Feierstunde wurde eine Tombola veranstaltet, bei der „[...] eine Dame aus Dannenberg einen Handwagen voll Brennholz gewann [...]

Die Erwähnung dieses Hauptpreises der Tombola wirft ein Licht auf die bescheidenen Lebensverhältnisse unmittelbar nach dem Krieg.

Clenze

Im März 1948 erklärte der Kreishandwerksmeister Pengel, Nebenstedt, dass den ca. 100 Lehrlingen des Südkreises der lange Weg zur Berufsschule nach Lüchow nicht länger zugemutet werden solle. Es wurde vorgeschlagen, dass einige Fach- oder Sammelklassen in den Räumen der Volksschule Clenze unterrichtet werden. Diese Einrichtung sollte als „Nebenschule“ der Berufsschule in Lüchow betrachtet werden. Die Bereitstellung von geeigneten Lehrkräften war noch nicht geklärt, da die Forderung, dass Handwerksmeister nur dann unterrichten dürfen, wenn sie bei einem Entnazifizierungsverfahren nicht höher als Stufe 5 eingestuft worden sind, nur bei einem Handwerksmeister aus Clenze erfüllt war.

Hitzacker

Im März 1949 wurde durch die Einrichtung von Klassenräumen in der Mittelschule Hitzacker der „Uebelstand“ beseitigt, dass die Lehrlinge den weiten Weg zur Berufsschule nach Lüchow bewältigen mussten.