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Die Landwirtschaftschule in Lüchow

Am 1. November 1905 wurde die Landwirtschaftsschule als Winterschule in Lüchow eröffnet. Das Erziehungsziel war eine gute fachliche Ausbildung.
„Besonders wird darauf gesehen, den Willen der Schüler zu bilden, ihren Charakter zu festigen, den Sinn für gute Manieren, Gehorsam, Fleiß ,Ordnung und Religion zu erhalten und zu beleben”.

Als Klassenraum diente im ersten Winter der kleine Saal im Schützenhaus. Aufgenommen wurden Schüler, die das 15. Lebensjahr vollendet hatten. Das Schulgeld betrug je Semester 40 Mark. Rechtsträger war der damalige Kreis Lüchow. Die Verwaltung oblag einem Schulkuratorium, bestehend aus dem Landrat des Kreises Lüchow als Vorsitzendem, zwei Landwirten und dem Direktor der Schule. In den Zeiten der Weltkriege und der Weltwirtschaftskrise stagnierten die Schülerzahlen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Schulbetrieb im Herbst 1946 mit 68 Schülern in der Gartenstraße Nr. 6 wieder aufgenommen. Am 8. Januar 1962 wurde der Unterrichtsbetrieb in das neu erbaute Schulgebäude in der Königsberger Straße verlegt. Neben Unterricht und erzieherischen Tätigkeiten nahmen die Lehrkräfte Beratungsaufgaben und Gutachtertätigkeiten wahr. Im Jahre 1970 endete die Zeit der eigenständigen Landwirtschaftsschule. Die Ära der Winterschule war vorbei, es begann der ganzjährige Unterricht.


Die Landwirtschaftsschule in Dannenberg

Nach Gründung der Ackerbauschule zu Ebstorf im Jahre 1855 warb die Landdrostei Lüneburg für die Einrichtung von Landwirtschaftlichen Schulen. Der Lehrer und Kantor Garbs unterbreitet im Juni 1872 der Landdrostei den Vorschlag eine solche Schule in Dannenberg einzurichten. Diese empfahl dann, von einer Ackerbauschule abzusehen, da der Bedarf durch Ebstorf gedeckt sei, sondern plädierte für eine Landwirtschaftliche Fortbildungsschule und stellte dafür entsprechende Mittel zur Verfügung. Der „wohllöbliche Magistrat der Stadt Dannenberg gestattete die Benutzung des städtischen Schullokals (damals das ehemalige Stift St. Georg) und sicherte jegliche Unterstützung zu. Zu Michaelis (Ostern) 1873 begann der Unterricht mit 16 Schülern, erteilt von Kantor Garbs, Lehrer Heinemann und Conducteur Aue. Die Schule stand in städtischer Trägerschaft. Wie lange diese Schule Bestand hatte, ist nicht überliefert.

Interessant ist jedoch, dass es Anfang der 20er Jahre im damaligen Landkreis Dannenberg Kräfte gab, die an der Gründung einer kreiseigenen Landwirtschaftsschule interessiert waren. Treibende Kraft in diesem Projekt war der Dannenberger Brauereibesitzer August Windel. Beim damaligen Landrat, Freiherr von Tettau, fand er volle Unterstützung. Das Projekt wurde dem Kreistag zur Abstimmung vorgelegt, jedoch - mit den Stimmen der Landwirtschaftsvertreter - abgelehnt.

Ein zweiter Anlauf brachte dann den gewünschten Erfolg. So fand am 1. November 1921, im Beisein der ganzen Politprominenz die feierliche Eröffnung der Schule, statt. Als erster Direktor wurde Landwirtschaftslehrer Alfred Neumann in sein Amt eingeführt.

Der Schulbetrieb - in angemieteten Räumen - fand unter primitiven Bedingungen statt. Dazu kam die Inflation, die alle Ersparnisse vernichtete. Im Jahre 1923 wurde das Stahlhutsche Grundstück an der Bahnhofstraße erworben. Durch Umbauten entstanden zwei Klassenräume, ein kleines Büro, ein Lehrmittelraum sowie ein kleine Wohnung für den Schulleiter. Die anfängliche Skepsis der Landwirte schwand und so konnte zum Schuljahr 1923/24 der Schulbetrieb zweiklassig (Ober- und Unterstufe) aufgenommen werden. Außerdem wurden für die Töchter von Landwirten dreimonatige Sommerkurse durchgeführt.

Einen großen Einschnitt brachte das Jahr 1926, denn die Schule wurde organisatorisch der Landwirtschaftskammer Hannover angegliedert. Schulleiter blieb weiterhin Direktor Neumann, der inzwischen ins Beamtenverhältnis übernommen war. Ein weiteres Standbein fand die Schule im Aufbau einer Wirtschaftsberatung und eines Versuchsringes.

Diese Ausweitung der Aufgaben führte zu einer Raumnot, dass Schulgebäude entsprach nicht mehr den gestiegenen Aufgaben. Um 1930 gab es vom Staat Mittel für den Umbau von Landwirtschaftsschulen. Durch geschicktes Handeln schaffte es Direktor Neumann, einen Kreistagsbeschluss für den Neubau der Landwirtschaftsschule herbeizuführen. Ein neues Grundstück, in der Bahnhofstraße 56 wurde im Tausch gegen das alte erworben. Im Sommer 1931 begannen die Bauarbeiten und im Januar 1932 wurde das Haus feierlich in Betrieb genommen. Weitere Neuerungen standen an, denn die bisherigen Sommerkurse wurden 1933 in eine Mädchenabteilung umgewandelt und auch eine Lehrerin wurde eingestellt.

Die veränderte politische Lage nach 1933 führte - im gesamten Reich - zur Gründung des so genannten Reichsnährstandes (s. Zeugnis), der zentralen Vertretung der Landwirte. Im Landkreis entstand die Kreisbauernschaft, der ein Kreisbauernführer vorstand.
Der Beginn des 2. Weltkriegs 1939 hatte auch bald Auswirkungen auf den Unterricht. Insbesondere der eisige, kalte und lange Winter 1939/40 führte zu Einschränkungen im Unterricht, da es Heizmaterial, vor allem Kohlen, nur in beschränktem Umfang gab.
Darunter litten jedoch alle Schulen, so dass der Unterricht der Volks-, Berufs- und Landwirtschaftsschule räumlich zusammengezogen und, über den Tag verteilt, unterrichtet wurde. Je länger der Krieg dauerte, umso problematischer wurde die Durchführung des Unterrichtes. Dazu kam, dass immer mehr junge Männer zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Auch gab es häufig Belegungen durch Soldaten, Flüchtlinge bis hin zu englischen Truppen, die im April 1945 in Dannenberg einrückten und die Schulräume beschlagnahmten.

Im März 1946 brach im Dachgeschoß ein Feuer aus, die Feuerwehr konnte nur mit größter Mühe verhindern, dass das Haus vollständig ausbrannte. Der Dachboden wurde ein Opfer der Flammen und auch die dort lagernden Akten, Schulkarteien usw. Den Entnazifierungsbemühungen fiel auch Direktor Baumgarten zum Opfer. Neue Lehrer - wohl nicht so stark belastete - wurden eingestellt.

Im Januar 1947 begann wieder der „normale Unterricht mit einer Jungenklasse. Im Herbst kam ein neuer Mädchenjahrgang dazu. Große Probleme gab es nach der Währungsreform im Sommer 1948. Alles musste neu berechnet werden und so war es schwierig, den Ausbau des Dachgeschosses zu finanzieren. Letztlich gelang dies jedoch durch Umschichtung von Mitteln aus einem Baufond. Im November 1949 war das Schulgebäude wieder hergerichtet und im Rahmen einer Feierstunde in Beisein von Politikern und „lokaler Prominenz in „Betrieb genommen. Die neue Zeit brachte - auch im Bereich der Landwirtschaft - viel Neues mit sich. Die Lehrpläne wurden verändert, neue Stoffgebiete und Fächer eingeführt, die Aufgaben der Schule vermehrten sich. Dadurch entstand wieder eine Raumnot. Die Verhandlungen über einen Neubau zogen sich jedoch lange hin, vor allem gab es Probleme mit der Finanzierung. Auch damals waren die Finanzmittel knapp. So wurde in der heimischen Wirtschaft um Spenden geworben, auch der Verein ehemaliger Landwirtschaftsschüler beteiligte sich daran. Im November 1954 begannen die Ausschachtarbeiten, unter Beteiligung der heimischen Landwirte. Fast ein Jahr später, im Oktober 1956 fand die festliche Einweihung statt.

Rückgängige Schülerzahlen führten 1963 zur Schließung der Mädchenabteilung, nur drei Jahre länger hielt sich die Jungenabteilung. Die Landwirtschaftskammer beschloss, die Schule mit Datum 31. März 1966 zu schließen. Damit ging nach 45 Jahren eine erfolgreiche Ära im Landwirtschaftsbereich, insbesondere im Altkreis Dannenberg, zu Ende. Fortan wurden die Schüler in Lüchow beschult.

Weitere Landwirtschaftliche Schulen im Landkreis

Im September 1889 beschloss der Landwirtschaftliche Verein in Clenze die Errichtung einer Schule in Clenze, der Landwirtschaftl. Verein Lüchow beschloss die Errichtung derselben für Lüchow - eröffnet am 2. November 1899 mit sieben Schülern und 16 Stunden Unterricht - sowie in Woltersdorf Lichtenberg und Liepe. Am gleichen Tag eröffnet der Landwirtschafts-Verein Lemgow die Schule in Simander mit 21 Landwirten.